Mittwoch, 23. Januar 2008

We are not employable!

Lesen, schreiben und ein bisschen Yoga machen: Das wäre meine Vorstellung eines guten Lebens. Damit könnte ich meine Tage bis zu des Bechers Neige auskosten. Die Tage meines Lebens, die irgendwann gezählt sein werden. It’s strange to be alive. Doch irgendwie muss der eigene Lebensunterhalt verdient werden. Ein so genannter «Denkarbeiter» zu sein hat immer nur in Ausnahmefällen wirklich etwas eingebracht. Es gibt sie zwar, die so genannten «Intellektuellen», die über die Welt nachdenken und das als ihren Beruf bezeichnen. Aber wo sind sie? Gibt es sie wirklich oder stehen sie nur immer als Akteure in der Zeitung? Und vielleicht sind sie auch so vergeistigt, dass ihre Körper auf Nahrung nicht mehr angewiesen sind. Ich hingegen möchte essen, denn ich liebe es zu essen. Und dafür muss ich Geld verdienen. Ich möchte nicht berühmt sein, aber ich möchte etwas machen, das mir wirklich am Herzen liegt.

Und jetzt bin ich hier, ohne festes Einkommen, aber nicht ohne Arbeit. Diese wird mir noch lange nicht ausgehen, Projektideen gibt es zuhauf, endlich tue ich das, war mir wirklich am Herzen liegt. Doch bezahlt werde ich dafür nicht. Mut zum Eigensinn!, steht in grossen Buchstaben auf einem Zettel in meinem Arbeitszimmer geschrieben. Und jeden Tag gilt es wieder aufs Neue, sich selbst den Puls zu nehmen und seine innere Stimmung auszuloten. Wie fühle ich mich heute? Denn während den guten Tagen, wenn ich mich «on top of the world» befinde, gratuliere ich mir zu dieser Entscheidung. Selbstermächtigung ist das magische Stichwort. Dann gratuliere ich mir zu meiner Bedingungslosigkeit und ich bin ich zufrieden mit mir und der Welt. Solche Momente sind glücklicherweise recht häufig. Doch dummerweise kommen die anderen Momente genauso häufig vor. Denn sobald ich mich auf dem Berggipfel befinde, ist das nächste schwarze Loch bereits wieder in Sichtweite. Dann frage ich mich: Was mache ich überhaupt hier? Was bringt das eigentlich? Sobald eine Sinnkrise erfolgreich überstanden ist, kommt bereits die nächste in Sichtweite.

Die schwarzen Abgründe wird es immer geben, das weiss ich genau. Man kann einzig ein Gegenmittel erfinden. Als «gedankliche Medizin» versuche ich in letzter Zeit häufig, an zwei meiner indischen Freunde zu denken. Der eine ist selbständiger Buchhalter, der andere freischaffender Journalist. Die beiden treffen sich jeden Mittwochnachmittag in einer Bar mitten im chaotischen Strassengewirr Delhis. Und einmal haben sie mich mitgenommen. Wir haben Biere gebechert und Lebensphilosophien ausgetauscht. Beide haben einst beim gleichen internationalen Grossunternehmen gearbeitet, und beide waren erfolgreich auf ihrem Gebiet. Doch irgendwann haben sie sich entschieden, selbständig zu werden, hinaus in die Ungewissheit. Diese zwei Menschen sind mir ein grosses Vorbild. Denn mit einer heiteren Gelassenheit wissen sie ganz genau, worauf sie verzichten –Karriere, Geld – aber auch, was sie dadurch gewonnen haben. Nämlich mehr Zeit und mehr Lebensqualität. Mehr Selbstbestimmung über das eigene Leben, letztlich. Ein Leben in der eigenen Handschrift.

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