Besser leben

Mittwoch, 18. Mai 2011

Besser leben mit...

Frühstück bei Tiffany (Truman Capote)
Montauk (Max Frisch)
Reise im Mondlicht (Antal Szerb)
Indisches Nachtstück (Antonio Tabucchi)
Mehr Meer (Ilma Rakusa)

Unser Schleudersitz

Das Leben ist so kostbar. Machen wir etwas draus! Verbringen wir mehr Zeit mit Leben und weniger auf "facebook", küssen wir endlich den Mann, den wir schon lange begehren, tanzen wir mehr in der Küche, wo uns die Nachbarn sehen können, springen wir dem Teufel vom Karren, ja sind wir doch endlich wieder einmal leidenschaftlich! Das Leben hat keine Öffnungszeiten und der Schleudersitz ist unser bevorzugter Platz. Ergreifen wir die Chance, wachen wir endlich auf, verzeihen wir, singen wir laut im Frühlingsregen und sagen wir endlich ja! ja! ja!

Donnerstag, 7. Januar 2010

Bambus und Stofftaschentuch

Bambus und Stofftaschentuch. Vielleicht sind das die Stoffe der Stunde. Bambus als schnell nachwachsender Rohstoff gilt als ökologisch, und die Stofftaschentüchern mit den karierten Mustern sind vielleicht etwas aus der Mode gekommen, aber deswegen nicht weniger ökologisch. Denn gibt es etwas Ökologischeres, als seine eigenen Tränen zu recyceln? Tränen, oder wahlweise Rotz, Popel oder was sonst noch in so ein Taschentuch kommt. Einmal hatte ich das Vergnügen, in den Zipfel eines Stoffnastüechlis zu schneuzen, das ein guter Freund mir gereicht hat. Wenn das nicht wahre Freundschaft ist!

In dieser Hinsicht kann ich mich glücklich schätzen. In meinem Leben gab es bisher immer Menschen, die mir in emotionalen Momenten ein Taschentuch gereicht haben. Denn wie heisst es doch so schön in «Vom Winde verweht»:«Nimm ein Taschentuch, Kind. In den wichtigen Momenten deines Lebens hattest Du nie ein Taschentuch». Ich liebe diesen Satz, weil er so genau auf mich zutrifft. Ich habe nie, aber wirklich nie ein Taschentuch, obwohl ich definitiv zu den Menschen gehöre, die stets eines griffbereit halten sollten. So emotional bewohnt, wie ich bin. Es kann schon entwürdigend genug sein, in public spaces in Tränen auszubrechen, aber aus Mangel eines Taschentuchs auch noch unkontrolliert das Rotzwasser fliessen lassen und mit dem Pulloverärmel abwischen zu müssen – DAS ist wirklich eine Schmach!

Zugegebenermassen kenne ich heute nur noch ganz wenige Menschen, die tatsächlich noch Stofftaschentücher benützen. Mich rührt es jedes Mal von Neuem, wenn ich sehe, wie jemand in seine Hosentasche greift, in aller Ruhe sein kariertes Stofftaschentuch auseinander faltet und einen herzhaften Schneuzer tut. Das ist wie Pfeife rauchen. Oder Steno schreiben. Ein nostalgischer Zeitvertreib, akut vom Aussterben bedroht. Vielleicht wird es irgendwann mal als galant gelten, der Frau statt des Feuerzeugs für die Zigarette das eigene Stoffnastüechli hinzuhalten. Für die Erweiterung meines eigenen kleines Salzsees, den ich in meinem Leben bereits geweint habe, wäre ein Stofftaschentuch als Eindämmung sicherlich von Nutzen. Männer, so könnt ihr punkten! Schliesslich müssen wir alle lernen, besser mit unseren Ressourcen umzugehen. Ein eigenes Stoffnastüechli wäre da ein würdiger Anfang.

Donnerstag, 4. Dezember 2008

Zitronenbäume für den Gin Tonic

«Ich mag Alkohol nicht.» Diesen Satz hat kürzlich jemand zu mir gesagt, was mich im ersten Moment irritierte und dann sehr beeindruckte. «Ich rauche nicht», das ist unterdessen gesellschaftlich salonfähig geworden, und wenn jemand aus ideologischen oder religiösen Gründen keinen Alkohol trinkt, hat die Begründung entsprechendes Gewicht. Doch Alkohol zu meiden, weil er ganz einfach den persönlichen Geschmack nicht trifft, hat etwas Revolutionäres. Es ist nun mal nicht zu ändern, dass Alkohol in unserer westlichen Gesellschaft eine soziale Funktion hat. Man degradiert sich zumindest teilweise zum Aussenseiter, wenn man während einer durchzechten Nacht mit Freunden die Finger von der Flasche lässt. Im Übrigen habe ich mich schon oft gefragt, ob all jene, die an Bierflaschen nippen, das bittere Gesöff tatsächlich mögen.

Zitronenbaum
Bildquelle: Pixelio

Nicht dass wir uns falsch verstehen: Wie gern würde ich mich lässig über die Bartheke lehnen und eine Stange bestellen. Ich finde das cool! Doch ich hasse Bier, ich hasse auch Cocktails aller Art (wenn nur der Alkohol darin nicht wäre…), ich bin sehr heikel was Weisswein betrifft und bereits vom ersten Glas Rotwein (den ich als einziges alkoholisches Getränk vergöttere) bekomme ich eine rot-violette Zunge. Als wäre es nicht schon genug, dass das einfach total unerotisch wirkt, sehe ich mit einer solchen Zunge auch noch aus wie der hinterletzte Alkoholiker nach dem zehnten Glas! Dabei bin ich wirklich weit davon entfernt, dem Alkohol anheim zu fallen. Es ist wie verhext, mit mir und dem Alkohol. Doch das alles ereignete sich, bevor der Gin Tonic in mein Leben trat.

Letztes Wochenende wäre ich nämlich endlich soweit gewesen. Der Samstagabend zog ins Land und meine Freundinnen und ich besuchten eine Veranstaltung, an der ein Trinkgelage aus Gründen, die ich hier nicht näher erläutern möchte, ganz einfach dazu gehört. Und ich war bereit für den Satz. Ich war bereit zu sagen: «Ich mag Alkohol nicht.» Doch das Schicksal hatte etwas anderes mit mir vor und liess mich just in diesem Moment den Gin Tonic entdecken. Und ich habe das unbestimmte Gefühl, dass er so schnell nicht mehr daraus verschwinden wird. «Sogar die Queen trinkt Gin Tonic», sagte die freundliche Kollegin, die mich in die Welt des Gin Tonics einführte. Wow….das hat Stil!

Es ist schon seltsam, wie lange es manchmal dauern kann, bis wir in einem bestimmten Lebensbereich das finden, was uns wirklich entspricht. Ich meine, wie viele Abende in meinem Leben habe ich bereit damit zugebracht, unschlüssig über der Getränkekarte zu brüten um zwischen den Verdikten «zu klebrig», «zu bitter» oder «zu süss» eine qualvolle Wahl zu treffen. Das alles wäre gar nicht nötig gewesen, hätte ich den Gin Tonic bereits gekannt!

Restlos überzeugt von der Theorie, dass der Gin Tonic mich auf meiner Reise, die mein Leben bedeutet, eine Weile begleiten wird, hat mich heute ein Gespräch mit einem sehr fröhlichen Mann am Flughafen. Er erzählte mir rundweg heraus, er sei nun im Pensionsalter und würde jetzt «der Sonne nachreisen». Er befand sich gerade auf dem Weg nach Neuseeland, wo er ein Häuschen besitzt. Als nächstes erzählte der rüstige Rentner ganz unvermittelt, dass er zwei Zitronenbäumen im Garten stehen habe, wo er die Zitronen frisch vom Baum pflückt, und jetzt kommts: «Für den Gin Tonic!» Dabei strahlte er über das ganze Gesicht.

Der fröhliche Rentner berichtete mir ausserdem noch von seiner Haushälterin und Zitronenbaumgärtnerin, die vom Gin Tonic immer ganz «truuurig» werde. Er rollte dabei das «r» und zog das «u» in die Länge, so wie es in manchen Dialekten üblich ist, was dem Gefühl, wie ich finde, sehr gerecht wird.
Ich kann nur für mich sprechen, aber mein allererster Gin-Tonic-Abend vom letzten Wochenende machte mich ausgesprochen heiter. Wenn alles gut geht, werde ich in Zukunft lässig über die Theke lehnen und einen Gin Tonic bestellen. Das hat Stil. Und das Beste ist, dass ich mir dabei erst noch vorgaukeln kann, dass ich meinen ursprünglichen Plan in die Tat umsetze und abstinent lebe. Schliesslich ist der Gin Tonic so klar, dass er aussieht wie Mineralwasser. Erst recht, wenn noch eine Zitronenscheibe darin schwimmt. Ich muss mich dringend über winterharte Zitronenbaumsorten informieren.

Donnerstag, 9. Oktober 2008

Hutgeschichten

Jahr 2000: Das Kinderlied

«Mein Hut, der hat drei Ecken, drei Ecken hat mein Hut. Und hätt’ er nicht drei Ecken, so wär’s auch nicht mein Hut».

Meine Freundin und ich gehen über eine hell erleuchtete Brücke. Wir sind ausgelassen, singen «Mein Hut» und machen die dazu gehörenden Gesten. Das alte Kinderlied macht uns Spass. Wir sind Anfang Zwanzig und unternehmen eine Interrail-Reise quer durch Europa – der Geschmack von Freiheit.

Jahr 2007: Der Zauberhut

Roulette und Pokertisch – im Kraftfeld an der «Casino Night» herrscht festliche Stimmung. Ich bin gerade von einer Indienreise zurückgekehrt. Als Souvenir überreiche ich meinen Freunden je einen traditionellen Hut aus dem indischen Himalaja, genannt «Kullu Hat». Die Beschenkten setzen das Mitbringsel auf den Kopf. Ein kurzer Blick in die Runde genügt: Die Hüte verleihen meinen Freunden ein völlig anderes Aussehen! Meine Freundin sieht mit dem Hut aus wie eine adrette Flight Attendant, zwei meiner männlichen Freunde ähneln älteren Herren in muslimischen Ländern, jemand sieht sogar aus wie ein Amerikanischer College-Absolvent! Der Effekt ist verblüffend, wir halten uns die Bäuche vor Lachen. Mitten in der noblen Casino-Atmosphäre taucht für den Rest des Abends da und dort ein behutetes Haupt aus der Menge auf. Der skurrile Zauberhut ist der unauffällige Ehrengast des Abends.

Mittwoch, 8. Oktober 2008

Besser leben Part one

1. Einen Drachen steigen lassen
2. Eine Raupe als Haustier halten
3. Im Urwald aufwachen
4. Eine selbst gemachte Kürbissuppe zubereiten
5. Eine exotische Sprache lernen
6. Spontan einen Fremden küssen
7. Ein Jahr auf einer Insel leben
8. Ein Gedicht auswendig lernen
9. Einen Sommer lang nicht arbeiten
10. Mit dem Fahrrad durch die Stadt fahren und "Amélie" hören

OUT NOW: KUGELBOMBEN UND KAFFEE bestellbar unter buchstabenbazaar@gmail.com

Kugelbombenu-Kaffee_cover

IMPRESSUM

edith.truninger(at)gmail.com Copyright für alle Texte bei der Autorin

Schreiben...

...ist für den Schriftsteller immer die beste aller Möglichkeiten. unbekannt

AKTUELLE BEITRÄGE

Nice website
Nice website
shanayabindra - 23. Mai, 09:13
Ich hatte auch schon...
Ich hatte auch schon einige erste Dates, die nichts...
Jan (Gast) - 31. Dez, 15:13
Neue Website
Please visit my new website under www.edithtruninger.ch
Eduschka - 18. Aug, 20:35
Oh ja... Ich habe eine...
Oh ja... Ich habe eine vierwöchige Reise durch Indien...
Jan Rojenfeld - 15. Aug, 13:51
Revolution
Mein Zuckerwattenverkäufer Neug ier ist eine gute Eigenschaft....
Eduschka - 25. Mai, 12:23
Being 28
Wellen. Brandung. Rückzug Kurz nach dem 11. September...
Eduschka - 25. Mai, 10:40
Besser leben mit...
Frühstück bei Tiffany (Truman Capote) Montauk (Max...
Eduschka - 18. Mai, 14:12
Unser Schleudersitz
Das Leben ist so kostbar. Machen wir etwas draus! Verbringen...
Eduschka - 18. Mai, 14:04

LESE GERADE


Chalid al-Chamissi
Im Taxi: Unterwegs in Kairo

SUCHE

 

About
AMAZONEN-GESCHICHTEN
Besser leben
Betrachtungen
Bsundrigi Ort
Dialog
Essays
Exkursionen in die Tierwelt
Frauen & Männer
Global Ice Cream
Himmel & Meer
Indischer Alltag
Jugend & Alter
Lyrik
Miniaturen
Pantoffelheldin
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren