Elefantenhaare für Lockenkopf
Bringt rote Unterwäsche wirklich Glück in der Liebe? Die Amazone hat da so ihre Zweifel.
Nun ist es bald soweit, die Saison des Aberglaubens zieht wieder ins Land: Der schöne Silvesterbrauch zum Beispiel, sich im Hinblick auf die Nacht der Nächte gegenseitig mit roter Unterwäsche zu beschenken, auf dass es in Sachen Liebe ein glücksverheissendes Jahr werden möge. Diese Sitte hat sich natürlich auch im Kreise der Amazonen längst durchgesetzt. Ich weiss noch, wie wir uns einmal in einer Silvesternacht quer durch den Klub gefragt haben, um zu erfahren, ob manche der weiblichen Partygäste dem Brauchtum folgen und tatsächlich rote Unterwäsche tragen. Und siehe da, es waren erstaunlich viele, die es sich nicht nehmen liessen! Die befragen Frauen waren sehr offen, wildfremde Frauen zogen uns ins Vertrauen und flüsterten uns mit gesenkter Stimme ins Ohr: «Wisst ihr was, bei mir hat es dieses Jahr/letztes Jahr/ im Jahr davor/ funktioniert.» Einen Moment lang schien die Welt nur noch aus Frauen zu bestehen, die in Silvesternächten rote Unterwäsche tragen und im darauf folgenden Jahr von einer liebestechnischen Glückswelle erfasst werden. Welch Verheissung! Nichts wie hin in die Lingerie-Abteilung, sagten sich Kaktusblüte und ich, sobald die Silvesternacht erneut vor der Tür stand.
Doch es gibt noch mehr Liebesorakel. Einige unter uns sind – aus welchen Gründen auch immer – überzeugt, dass ein Elefantenhaar Glück in der Liebe bringt. Ein Aberglaube, der seinen Ursprung privaten Gründen zu verdanken hat. Und irgendwie ist das ja auch durchaus nachvollziehbar, ist doch so ein Elefantenhaar dick, borstig und sehr widerstandsfähig. Lockenkopf fand also, dass ein bisschen Glück in der Liebe bestimmt nicht schaden könne und schrieb dem Zoo einen netten Brief, ob der Elefantenwärter bitte so nett sei und dem Dickhäuter ein Schwanzhaar für sie abzwacken könnte. Wie zu erwarten war, erhielt Lockenkopf abschlägigen Bescheid vom Zoo.
Ein paar Monate später hatte ich vor, nach Indien zu verreisen. Lockenkopf liess es sich natürlich nicht nehmen und trug mir auf, nur mit einem Elefantenhaar für sie im Gepäck in die Schweiz zurückzukehren. Natürlich nahm ich mir diesen Auftrag sehr zu Herzen – schliesslich ging es um nichts Geringeres als das Liebesglück einer Freundin. Doch dummerweise ergab sich einfach nie die Gelegenheit und gegen Ende der Reise stand ich immer noch mit leeren Händen da. In einer Stadt in Rajasthan entdeckte mein Auge dann endlich einen einzigen bunt bemalten Elefanten, der gerade eine Prozession anführte. Vielleicht meine letzte Chance! Da nahm ich meinen Mut zusammen und kämpfte mich durch die Menschenmasse an die Spitze der Prozession. Endlich beim Elefant und seinem Meister angelangt, trug ich meine Bitte vor. Sofort zog der nicht eben freundliche Elefantenmeister ein Messer aus der Hosentasche, trennte ein paar Haare durch und überreichte mir – natürlich gegen ein kleines Entgeld – ein ziemlich kurzes, kotverschmiertes Stümmelchen. Etliche leere Stellen zeugten davon, dass andere schon vor mir da gewesen waren. Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob dieser Liebes-Aberglaube wirklich so wahnsinnig inoffizieller Natur war, wie ich immer gemeint hatte.
Das kotverschmierte Stümmelchen sah jedenfalls nur halb so verheissungsvoll aus wie die rote Unterwäsche, so viel kann ich an dieser Stelle verraten. Doch wenigstens kann ich mir nichts vorwerfen lassen, habe ich doch einen wahren Freundinnendienst erbracht und praktisch Leib und Leben riskiert, um an ein Elefantenhaar zu kommen. Über die Erfolgsaussichten beider Methoden möchte ich mich an dieser Stelle lieber nicht äussern, ist doch Lockenkopf schon seit einer halben Ewigkeit mit ihrem Gefährten zusammen, während die rote-Unterwäsche-Fraktion… na ja, wie auch immer. Einen guten Rutsch ins 2009!
Beitrag auch unter tink.ch

Nun ist es bald soweit, die Saison des Aberglaubens zieht wieder ins Land: Der schöne Silvesterbrauch zum Beispiel, sich im Hinblick auf die Nacht der Nächte gegenseitig mit roter Unterwäsche zu beschenken, auf dass es in Sachen Liebe ein glücksverheissendes Jahr werden möge. Diese Sitte hat sich natürlich auch im Kreise der Amazonen längst durchgesetzt. Ich weiss noch, wie wir uns einmal in einer Silvesternacht quer durch den Klub gefragt haben, um zu erfahren, ob manche der weiblichen Partygäste dem Brauchtum folgen und tatsächlich rote Unterwäsche tragen. Und siehe da, es waren erstaunlich viele, die es sich nicht nehmen liessen! Die befragen Frauen waren sehr offen, wildfremde Frauen zogen uns ins Vertrauen und flüsterten uns mit gesenkter Stimme ins Ohr: «Wisst ihr was, bei mir hat es dieses Jahr/letztes Jahr/ im Jahr davor/ funktioniert.» Einen Moment lang schien die Welt nur noch aus Frauen zu bestehen, die in Silvesternächten rote Unterwäsche tragen und im darauf folgenden Jahr von einer liebestechnischen Glückswelle erfasst werden. Welch Verheissung! Nichts wie hin in die Lingerie-Abteilung, sagten sich Kaktusblüte und ich, sobald die Silvesternacht erneut vor der Tür stand.
Doch es gibt noch mehr Liebesorakel. Einige unter uns sind – aus welchen Gründen auch immer – überzeugt, dass ein Elefantenhaar Glück in der Liebe bringt. Ein Aberglaube, der seinen Ursprung privaten Gründen zu verdanken hat. Und irgendwie ist das ja auch durchaus nachvollziehbar, ist doch so ein Elefantenhaar dick, borstig und sehr widerstandsfähig. Lockenkopf fand also, dass ein bisschen Glück in der Liebe bestimmt nicht schaden könne und schrieb dem Zoo einen netten Brief, ob der Elefantenwärter bitte so nett sei und dem Dickhäuter ein Schwanzhaar für sie abzwacken könnte. Wie zu erwarten war, erhielt Lockenkopf abschlägigen Bescheid vom Zoo.
Ein paar Monate später hatte ich vor, nach Indien zu verreisen. Lockenkopf liess es sich natürlich nicht nehmen und trug mir auf, nur mit einem Elefantenhaar für sie im Gepäck in die Schweiz zurückzukehren. Natürlich nahm ich mir diesen Auftrag sehr zu Herzen – schliesslich ging es um nichts Geringeres als das Liebesglück einer Freundin. Doch dummerweise ergab sich einfach nie die Gelegenheit und gegen Ende der Reise stand ich immer noch mit leeren Händen da. In einer Stadt in Rajasthan entdeckte mein Auge dann endlich einen einzigen bunt bemalten Elefanten, der gerade eine Prozession anführte. Vielleicht meine letzte Chance! Da nahm ich meinen Mut zusammen und kämpfte mich durch die Menschenmasse an die Spitze der Prozession. Endlich beim Elefant und seinem Meister angelangt, trug ich meine Bitte vor. Sofort zog der nicht eben freundliche Elefantenmeister ein Messer aus der Hosentasche, trennte ein paar Haare durch und überreichte mir – natürlich gegen ein kleines Entgeld – ein ziemlich kurzes, kotverschmiertes Stümmelchen. Etliche leere Stellen zeugten davon, dass andere schon vor mir da gewesen waren. Plötzlich war ich mir nicht mehr so sicher, ob dieser Liebes-Aberglaube wirklich so wahnsinnig inoffizieller Natur war, wie ich immer gemeint hatte.
Das kotverschmierte Stümmelchen sah jedenfalls nur halb so verheissungsvoll aus wie die rote Unterwäsche, so viel kann ich an dieser Stelle verraten. Doch wenigstens kann ich mir nichts vorwerfen lassen, habe ich doch einen wahren Freundinnendienst erbracht und praktisch Leib und Leben riskiert, um an ein Elefantenhaar zu kommen. Über die Erfolgsaussichten beider Methoden möchte ich mich an dieser Stelle lieber nicht äussern, ist doch Lockenkopf schon seit einer halben Ewigkeit mit ihrem Gefährten zusammen, während die rote-Unterwäsche-Fraktion… na ja, wie auch immer. Einen guten Rutsch ins 2009!
Beitrag auch unter tink.ch
Eduschka - 23. Dez, 09:57