Der Himmel und das Meer
«Es gibt Menschen, die passen so gut zusammen wie der Himmel und das Meer.»
Diesen Satz habe ich zufällig irgendwo aufgeschnappt, und ich bin sofort an ihm hängen geblieben. Himmel und Meer – das sind zwei unglaublich starke Symbole meiner Seelenlandschaft. Himmel und Meer, das bedeutet für mich Weite, eine äusserliche Grosszügigkeit, die nach innen strahlt. Himmel und Meer, das ist die Sprache der Poesie. Vom ersten Moment war mir klar, dass der Satz von zwei Menschen spricht, die unbeschreiblich gut zusammen passen. Doch plötzlich kamen mir Zweifel. Himmel und Meer, da sind immerhin zwei verschiedene Kräfte am wirken. Vielleicht war genau das Gegenteil der Fall und die zwei Menschen passten überhaupt nicht zusammen? Verstand ich den Satz völlig falsch? Gerade in solchen Momenten ist es ein Geschenk von unschätzbarem Wert, Menschen um sich zu scharen, die denselben Blick auf die Welt haben. Auf wundersame Art und Weise scheinen meine besten Freunde immer genau dort besonders klar zu sehen, wo ich gerade anstehe. Ich nahm also das Telefon zur Hand und wählte die Nummer meiner Freundin Kaktusblüte. «Was würdest Du sagen, was bedeutet dieser Satz?» Ich las vor. Und ohne das kleinste Zögern, ja nicht mal mit der leisesten Verwunderung in der Stimme, warum ich ihr diese Frage stellte, kam glasklar die Antwort: «Wenn Du vom Ufer aus an den Horizont blickst, kannst Du nicht mehr unterscheiden, wo das Meer aufhört und der Himmel anfängt. Sie verschwimmen ineinander.» Damit hatte sie mir die Erklärung geliefert, nach der ich mich so sehnte und die ich zwar erahnte, die ich aber dennoch niemals hätte in Worte fassen können. «Kaktusblüte, wenn Du nur wüsstest, wie poetisch Du bist!» Ich hätte ihr die Füsse küssen können als Dank für diese klare Antwort auf eine für mich so komplizierte Frage. Manchmal braucht es Freundinnen, die einem die Optik wieder scharf stellen. Von hier aus kann ich wieder mir selbst überlassen werden, von hier aus kann ich mir wieder meine eigenen Antworten geben, den Faden weiterspinnen: Passt dieser Satz zu mir und dem Greis? Wir sind Himmel und Meer, wir verschmelzen ineinander und doch werden wir niemals eins werden können, weil wir nicht denselben Aggregatszustand aufweisen. Scheitert unsere Liebe an der Wirklichkeit? Ich weiss es nicht. Manche Fragen sind einfach zu gross. Aber eines weiss ich seither ganz bestimmt: Freundinnen sind genau da zu Hause, wo sich Himmel und Erde begegnen. Sie sitzen in der Vorpforte zum Himmel. Sie sind Engel, die genau zur richtigen Zeit das richtige sagen.
Diesen Satz habe ich zufällig irgendwo aufgeschnappt, und ich bin sofort an ihm hängen geblieben. Himmel und Meer – das sind zwei unglaublich starke Symbole meiner Seelenlandschaft. Himmel und Meer, das bedeutet für mich Weite, eine äusserliche Grosszügigkeit, die nach innen strahlt. Himmel und Meer, das ist die Sprache der Poesie. Vom ersten Moment war mir klar, dass der Satz von zwei Menschen spricht, die unbeschreiblich gut zusammen passen. Doch plötzlich kamen mir Zweifel. Himmel und Meer, da sind immerhin zwei verschiedene Kräfte am wirken. Vielleicht war genau das Gegenteil der Fall und die zwei Menschen passten überhaupt nicht zusammen? Verstand ich den Satz völlig falsch? Gerade in solchen Momenten ist es ein Geschenk von unschätzbarem Wert, Menschen um sich zu scharen, die denselben Blick auf die Welt haben. Auf wundersame Art und Weise scheinen meine besten Freunde immer genau dort besonders klar zu sehen, wo ich gerade anstehe. Ich nahm also das Telefon zur Hand und wählte die Nummer meiner Freundin Kaktusblüte. «Was würdest Du sagen, was bedeutet dieser Satz?» Ich las vor. Und ohne das kleinste Zögern, ja nicht mal mit der leisesten Verwunderung in der Stimme, warum ich ihr diese Frage stellte, kam glasklar die Antwort: «Wenn Du vom Ufer aus an den Horizont blickst, kannst Du nicht mehr unterscheiden, wo das Meer aufhört und der Himmel anfängt. Sie verschwimmen ineinander.» Damit hatte sie mir die Erklärung geliefert, nach der ich mich so sehnte und die ich zwar erahnte, die ich aber dennoch niemals hätte in Worte fassen können. «Kaktusblüte, wenn Du nur wüsstest, wie poetisch Du bist!» Ich hätte ihr die Füsse küssen können als Dank für diese klare Antwort auf eine für mich so komplizierte Frage. Manchmal braucht es Freundinnen, die einem die Optik wieder scharf stellen. Von hier aus kann ich wieder mir selbst überlassen werden, von hier aus kann ich mir wieder meine eigenen Antworten geben, den Faden weiterspinnen: Passt dieser Satz zu mir und dem Greis? Wir sind Himmel und Meer, wir verschmelzen ineinander und doch werden wir niemals eins werden können, weil wir nicht denselben Aggregatszustand aufweisen. Scheitert unsere Liebe an der Wirklichkeit? Ich weiss es nicht. Manche Fragen sind einfach zu gross. Aber eines weiss ich seither ganz bestimmt: Freundinnen sind genau da zu Hause, wo sich Himmel und Erde begegnen. Sie sitzen in der Vorpforte zum Himmel. Sie sind Engel, die genau zur richtigen Zeit das richtige sagen.
Eduschka - 18. Feb, 10:04