Das disharmonische Paar
Eine lebensunpraktische Möchtegern-Autorin lernt kochen
In «Ertappt vom Anti-Ich», als ich beim Schokoladenkauf meinem Anti-Ich begegnet bin, habe ich gesagt, dass ich des Kochens nicht fähig bin. Ich muss mich an dieser Stelle selbst korrigieren: Es handelt sich dabei nicht so sehr um eine wirkliche Unbegabung, sondern viel eher um eine fatale Kochunlust, die mich jedes Mal im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt befällt: Dann nämlich, wenn mein Magen in jeder erdenklichen Tonlagen knurrt. Ich meine, es ist doch so: Kochen und Hunger bedingen sich gegenseitig, das eine ist erst die Voraussetzung für das andere, und dennoch spielen sie sich absolut nicht in die Hand. Ein Paar in fundamentaler Disharmonie! Mein Hunger weist nämlich ähnliche Eigenschaften auf wie mein Schlaf: Beide sind machtvoll und eigenwillig. Ist mein Hunger gross, will ich keine Zeit mehr zum kochen verschwenden, ist mein Hunger klein oder noch gar nicht vorhanden, gibt es aus meiner Sicht auch keinen Grund zu kochen.
Dennoch habe ich vor einiger Zeit beschlossen, dass es zu einer guten Allgemeinbildung gehört, ein paar Gerichte im Repertoire zu haben, im «Effeff» sozusagen. Es ist noch gar nicht lange her, da wäre ich nämlich in Verlegenheit geraten, hätte man mich spontan und ohne Kochbuch zur Zubereitung einer Mahlzeit aufgefordert. Von Pasta mit Tomantensauce einmal abgesehen. Meine Freundin Kaktusblüte lacht mich immer aus, weil ich – wenn ich mal koche – immer ganz exakt nach Rezept vorgehe. Sogar bei der Gebrausanweisung eines Fertiggerichts… Dank meiner 10-Punkte-Kochliste können mir Kochbücher in Zukunft gestohlen bleiben. Mit einem gewissen Stolz darf ich an dieser Stelle nämlich verkünden, dass ich bereits Peperoni-Reis, Ratatouille und Omeletten zubereiten kann. Der Musiker improvisiert, der Cowboy schiesst aus der Hüfte, und die lebensunpraktische Möchtegern-Autorin kocht von nun an beschwingt im Dreivierteltakt.
Doch nicht jedes Gericht hat einen Platz auf meiner Liste verdient! Sie müssen unkompliziert und schnell zubereitet sein (der Hunger…) und dennoch nach etwas aussehen. Ausserdem dürfen sie nicht allzu exotische Zutaten beinhalten, wer hat schon jederzeit Ingwer oder Sojasprossen zur Hand.
Ich finde, dass ich mit meiner Liste gut gerüstet bin fürs Leben. Als ich einmal arbeitslos war, hat mir meine Nachbarin einen Anmeldetalon für einen Kochkurs in den Briefkasten gelegt. Als Randnotiz hatte sie vermerkt: «Essen muss man schliesslich immer.» Ich war 19 und empört darüber, dass meine Nachbarin mich hinter den Herd verfrachten wollte. Die Arbeit an der eigenen Perspektive hat mir zu einer anderen Einsicht verholfen: Die Fähigkeit zu kochen ist Ausdruck von Selbstbestimmung. Dass die Hausfrauenfalle zuschnappen könnte und mein Selbstwertgefühl irgendwann darauf angewiesen sein könnte, anderen zu dienen – ich glaube, diese Gefahr kann man bei der Pantoffelheldin getrost ausschliessen.
Rezeptideen nehmen ich gerne entgegen unter: edith.truninger@gmail.com
In «Ertappt vom Anti-Ich», als ich beim Schokoladenkauf meinem Anti-Ich begegnet bin, habe ich gesagt, dass ich des Kochens nicht fähig bin. Ich muss mich an dieser Stelle selbst korrigieren: Es handelt sich dabei nicht so sehr um eine wirkliche Unbegabung, sondern viel eher um eine fatale Kochunlust, die mich jedes Mal im denkbar ungünstigsten Zeitpunkt befällt: Dann nämlich, wenn mein Magen in jeder erdenklichen Tonlagen knurrt. Ich meine, es ist doch so: Kochen und Hunger bedingen sich gegenseitig, das eine ist erst die Voraussetzung für das andere, und dennoch spielen sie sich absolut nicht in die Hand. Ein Paar in fundamentaler Disharmonie! Mein Hunger weist nämlich ähnliche Eigenschaften auf wie mein Schlaf: Beide sind machtvoll und eigenwillig. Ist mein Hunger gross, will ich keine Zeit mehr zum kochen verschwenden, ist mein Hunger klein oder noch gar nicht vorhanden, gibt es aus meiner Sicht auch keinen Grund zu kochen.
Dennoch habe ich vor einiger Zeit beschlossen, dass es zu einer guten Allgemeinbildung gehört, ein paar Gerichte im Repertoire zu haben, im «Effeff» sozusagen. Es ist noch gar nicht lange her, da wäre ich nämlich in Verlegenheit geraten, hätte man mich spontan und ohne Kochbuch zur Zubereitung einer Mahlzeit aufgefordert. Von Pasta mit Tomantensauce einmal abgesehen. Meine Freundin Kaktusblüte lacht mich immer aus, weil ich – wenn ich mal koche – immer ganz exakt nach Rezept vorgehe. Sogar bei der Gebrausanweisung eines Fertiggerichts… Dank meiner 10-Punkte-Kochliste können mir Kochbücher in Zukunft gestohlen bleiben. Mit einem gewissen Stolz darf ich an dieser Stelle nämlich verkünden, dass ich bereits Peperoni-Reis, Ratatouille und Omeletten zubereiten kann. Der Musiker improvisiert, der Cowboy schiesst aus der Hüfte, und die lebensunpraktische Möchtegern-Autorin kocht von nun an beschwingt im Dreivierteltakt.
Doch nicht jedes Gericht hat einen Platz auf meiner Liste verdient! Sie müssen unkompliziert und schnell zubereitet sein (der Hunger…) und dennoch nach etwas aussehen. Ausserdem dürfen sie nicht allzu exotische Zutaten beinhalten, wer hat schon jederzeit Ingwer oder Sojasprossen zur Hand.
Ich finde, dass ich mit meiner Liste gut gerüstet bin fürs Leben. Als ich einmal arbeitslos war, hat mir meine Nachbarin einen Anmeldetalon für einen Kochkurs in den Briefkasten gelegt. Als Randnotiz hatte sie vermerkt: «Essen muss man schliesslich immer.» Ich war 19 und empört darüber, dass meine Nachbarin mich hinter den Herd verfrachten wollte. Die Arbeit an der eigenen Perspektive hat mir zu einer anderen Einsicht verholfen: Die Fähigkeit zu kochen ist Ausdruck von Selbstbestimmung. Dass die Hausfrauenfalle zuschnappen könnte und mein Selbstwertgefühl irgendwann darauf angewiesen sein könnte, anderen zu dienen – ich glaube, diese Gefahr kann man bei der Pantoffelheldin getrost ausschliessen.
Rezeptideen nehmen ich gerne entgegen unter: edith.truninger@gmail.com
Eduschka - 20. Feb, 18:56