Donnerstag, 23. Dezember 2010

Mit Randolph durch den Advent - Teil 23

Ob Barbara wohl einen Mann gefunden hatte, mit dem sie einen Weihnachtsbaum kaufen konnte?, grübelte Randolph. Es kam ihm vor, als würde es bereits Jahrzehnte zurückliegen, seit er nach Tansania gekommen war. Im gleichen Klub hatte er einen Bekannten von Barbara, einen Staatsangestellten, kennen gelernt, der ihm die Farm zusammen mit den umliegenden Ländereien verkauft hatte. Randolph seufzte. Er konnte es immer noch nicht fassen, dass er in kalten Winternächten nie mit seinen Enkeln um dieses Kaminfeuer sitzen und ihnen all die verrückten Geschichten seines Lebens erzählen würde. Er hielt inne. «Elaine?» Es war plötzlich seltsam still im Haus. «Elaine?» Er stand auf und ging ins gemeinsame Schlafzimmer. Die weissen Bettlaken waren zerwühlt, Elaines Seidenkleid lag auf dem Boden. Das Zimmer war leer. Elaine war weg.

Mit Randolph durch den Advent - Teil 22

Und so hatte er den Boden Tansanias zum ersten Mal betreten, mit einer Konzertcellistin und einem Cello namens Thaddäus Mistletoe im Schlepptau. «Mother Africa», jauchzte Barbara, kniete sich runter und küsste den Boden. Okay, vielleicht war die Cellistin doch etwas durchgeknallt. Das Gute an der Bekanntschaft mit Barbara war, dass sie hier jeden kannte. Und sie verlor keine Zeit, ihm alle einflussreichen Leute vorzustellen. Gleich am ersten Abend nahm sie ihn mit den Klub, der nur Mitgliedern Eintritt gewährte. Barbara hatte sich für diesen Abend herausgeputzt, sie trug ein gewagtes grünes Kleid mit Seitenschlitz. «Weisst du, Randolph, manchmal bin ich etwas einsam», vertraute sie ihm an. Aus einem Grund, den er selber nicht kannte, begann er Barbara von der jungen Filipina zu erzählen, die er brüsk in Saigon zurück gelassen hatte. «Du musst sie heiraten», lallte Barbara, und hängte sich an Randolph. Den letzten Gin Tonic hätte sie nicht mehr trinken sollen. Sie weinte fast. «Du musst.... sie...... heiraten», insistierte sie. «Du liebst sie doch», sagte Barbara beschwörend, bevor sie zu schluchzen begann: «Ich wünsche mir doch nur einen Mann, mit dem ich einen Weihnachtsbaum kaufen kann. Kein Auto, kein Haus, nur einen gemeinsamen Weihnachtsbaum!», und dann legte sie sich hin und war Sekunden später auch schon in einen tiefen Schlummer gefallen. Barbara sägte auf dem Teppich des Klubs wie ein bärtiger Waldschrat.

OUT NOW: KUGELBOMBEN UND KAFFEE bestellbar unter buchstabenbazaar@gmail.com

Kugelbombenu-Kaffee_cover

IMPRESSUM

edith.truninger(at)gmail.com Copyright für alle Texte bei der Autorin

Schreiben...

...ist für den Schriftsteller immer die beste aller Möglichkeiten. unbekannt

AKTUELLE BEITRÄGE

Nice website
Nice website
shanayabindra - 23. Mai, 09:13
Ich hatte auch schon...
Ich hatte auch schon einige erste Dates, die nichts...
Jan (Gast) - 31. Dez, 15:13
Neue Website
Please visit my new website under www.edithtruninger.ch
Eduschka - 18. Aug, 20:35
Oh ja... Ich habe eine...
Oh ja... Ich habe eine vierwöchige Reise durch Indien...
Jan Rojenfeld - 15. Aug, 13:51
Revolution
Mein Zuckerwattenverkäufer Neug ier ist eine gute Eigenschaft....
Eduschka - 25. Mai, 12:23
Being 28
Wellen. Brandung. Rückzug Kurz nach dem 11. September...
Eduschka - 25. Mai, 10:40
Besser leben mit...
Frühstück bei Tiffany (Truman Capote) Montauk (Max...
Eduschka - 18. Mai, 14:12
Unser Schleudersitz
Das Leben ist so kostbar. Machen wir etwas draus! Verbringen...
Eduschka - 18. Mai, 14:04

LESE GERADE


Chalid al-Chamissi
Im Taxi: Unterwegs in Kairo

SUCHE

 

About
AMAZONEN-GESCHICHTEN
Besser leben
Betrachtungen
Bsundrigi Ort
Dialog
Essays
Exkursionen in die Tierwelt
Frauen & Männer
Global Ice Cream
Himmel & Meer
Indischer Alltag
Jugend & Alter
Lyrik
Miniaturen
Pantoffelheldin
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren