Leuchtturm und Freundschaft
Auch aus meinem Leben ist Doodle inzwischen nicht mehr wegzudenken. Wenn meine Freundinnen und ich zu fünft weggehen wollen, setzen wir zuerst einmal einen Doodle auf. Weil wir alle immer so wahnsinnig beschäftigt sind, so ungeheuer verplant. Früher, als Teenager, da hatten wir unglaublich viel Zeit, Zeit zum Verblöden! Und manchmal haben wir sie tatsächlich auch verblödet. Aber wenigstens mussten wir nicht die Agenda raus holen, wenn wir unsere Freunde treffen wollten! Natürlich hat das viel damit zu tun, dass wir alle vermehrt anfangen, unser eigenes Leben zu leben. Ein Leben mit seinen ganz eigenen Gesetzmässigkeiten. Je enger die Meeresenge wird, auf der wir mit unserem Boot dahin tuckern, desto weniger Zeit bleibt uns, die Landschaft genauer anzuschauen, mal anzuhalten und mit dem Bootskapitän des anderen Schiffes ein Schwätzchen abzuhalten. Je entschlossener jeder Einzelne seinen ganz persönlichen Leuchtturm ansteuert, desto schwieriger wird es zu bewerkstelligen, dass die Kursrichtungen sich kreuzen. Trotzdem täte es zwischendurch gut, sich ganz absichtlich zu verfahren, den Umweg zu einem Freund in Kauf zu nehmen. Weil nichts so schön ist, wie sich am Leuchtfeuer eines wirklich guten Freundes die Hände zu wärmen.
Erschienen am 10. Mai 2011 im "Stadtanzeiger"
Erschienen am 10. Mai 2011 im "Stadtanzeiger"
Eduschka - 10. Mai, 15:08