Ein Leben in der eigenen Signatur
Überall wird sie heute benötigt: Unsere Unterschrift. Auf der Post, auf der Einwohnerkontrolle, in der Wechselstube. Man reicht uns den Kugelschreiber und wir klecksen unseren «Chribel» auf die dafür vorgesehene Linie – ungeduldig, gedankenverloren. Über den eigentlichen Akt des Unterzeichnens denken wir selten nach. Bis wir mit unserer Unterschrift plötzlich unser Einverständnis für ein folgenschweres Ereignis geben müssen. Den Mietvertrag für die erste eigene Wohnung unterschreiben. Ein Kind adoptieren. Vor den Blicken der versammelten Gästeschar den Ehevertrag unterzeichnen. Grosses Kino. Jetzt ist es kein «Chribel» mehr, sondern ein sauberes, gleichmässiges, wohl proportioniertes Autogramm, bei dem man ja nichts falsch machen möchte. Kein Bogen am falschen Ort platzieren, kein Schlenker, kein Schmieren. Weder «stolz» noch «erhaben» taugen etwas als Beschreibung für diese Kategorie von Gefühl.
Andere Unterschriften hingegen müssen wir uns buchstäblich abringen. Wir setzen sie mit einem grossen innerlichen Stossseufzer. Den Kündigungsbrief unterschreiben. Die Einwilligung für eine lebensrettende Operation geben. Das Anmeldeformular fürs Altersheim unterzeichnen. Hat man seine Unterschrift einmal unter das Dokument gesetzt, gibt es kein Zurück. Überall müssen wir bezeugen, dass das, was passieren wird, gemäss unserem Willen geschieht. Dabei wissen wir ja noch gar nicht, ob es tatsächlich gemäss unserem Willen geschehen wird. Eine Willensbezeugung ist schnell gemacht, eine Unterschrift rasch gesetzt, aber «bis der Tod Euch scheidet» muss auch im Alltag gelebt werden, und woher sollen wir wissen, ob dem Chirurg ein guter Tag mit einer ruhigen Hand bevorsteht? Mit unserer Unterschrift müssen wir auch für alles Unvorhergesehene gerade stehen. Und was ist das Leben anderes als ein Hort des Unvorhergesehenen? Das Beständigste in diesem Wirrwar an Gefühlen ist da vielleicht noch unsere eigene Signatur, denn sie bleibt über Jahrzehnte hinweg dieselbe. Egal, was uns widerfahren mag – unsere Unterschrift steht einfach da, schwarz auf weiss, und schert sich nicht um Bedeutungen. Wie wohl ihre Abgeklärtheit uns tut.
Andere Unterschriften hingegen müssen wir uns buchstäblich abringen. Wir setzen sie mit einem grossen innerlichen Stossseufzer. Den Kündigungsbrief unterschreiben. Die Einwilligung für eine lebensrettende Operation geben. Das Anmeldeformular fürs Altersheim unterzeichnen. Hat man seine Unterschrift einmal unter das Dokument gesetzt, gibt es kein Zurück. Überall müssen wir bezeugen, dass das, was passieren wird, gemäss unserem Willen geschieht. Dabei wissen wir ja noch gar nicht, ob es tatsächlich gemäss unserem Willen geschehen wird. Eine Willensbezeugung ist schnell gemacht, eine Unterschrift rasch gesetzt, aber «bis der Tod Euch scheidet» muss auch im Alltag gelebt werden, und woher sollen wir wissen, ob dem Chirurg ein guter Tag mit einer ruhigen Hand bevorsteht? Mit unserer Unterschrift müssen wir auch für alles Unvorhergesehene gerade stehen. Und was ist das Leben anderes als ein Hort des Unvorhergesehenen? Das Beständigste in diesem Wirrwar an Gefühlen ist da vielleicht noch unsere eigene Signatur, denn sie bleibt über Jahrzehnte hinweg dieselbe. Egal, was uns widerfahren mag – unsere Unterschrift steht einfach da, schwarz auf weiss, und schert sich nicht um Bedeutungen. Wie wohl ihre Abgeklärtheit uns tut.
Eduschka - 24. Mär, 10:55