Presse

Dienstag, 27. April 2010

Alltägliches auf den Punkt gebracht

Edith Truninger aus Dinhard hat ein Buch mit 50 «Amazonengeschichten» herausgegeben. Die Hommage an ihre Freundinnen erzählt von Lebensabschnittsmöbeln, Ritualen und emotionalen Rettungsmanövern am Sonntag.

DINHARD - Sie feiern Polterabend und brauchen dazu keine Hochzeit, sie verschenken eine selbstgebastelte Sonne, wenn die echte oder jene im Herzen gerade nicht scheint; und sie empfinden eine Art Heimatgefühl, wenn in den Ferien in Indien unerwartet plötzlich Norah Jones aus einem Lautsprecher dringt.
Kaktusblüte, Römerin, Eremitin und Lockenkopf - so nennt Edith Truninger (27) aus Dinhard ihre vier Freundinnen. Ihnen hat sie ein ganzes Buch mit Kürzestgeschichten gewidmet. Gemeinsam lachen die fünf jungen Frauen um die 25 über die Liebesbriefe ihrer Verflossenen. Sie fürchten sich davor, sich eines Tages in der Beziehung zu langweilen und es daran zu erkennen, dass sie mit ihrem Partner Tatort schauen. Die Gesellschaft der fürsorglichen Freundinnen hilft über das emotionale Tief am Sonntag kurz nach einer Trennung.

Zwanghaft Oberweite fixiert
Manchmal lachen sie über sich selbst. Etwa dann, wenn eine im Café zwanghaft auf den Busen einer andern Frau starren muss. Oder wenn eine andere, nicht nur Sammlerin von Liebesbriefen, beinahe handgreiflich wird, um ein begehrtes Stück Wurzelholz an der Picknickfeuerstelle vor den Flammen zu retten.
Das Nachdenken über Geschlechtsunterschiede, gute Beziehungen, und die Frage, wonach Frauen streben - ein bisschen erinnert das an Kolumnistin Carrie Bradshaw aus «Sex and the City», die mit ihrem reflektierenden Beschrieb ihres unsteten Liebeslebens beiläufig und auf unterhaltsame Weise den Zeitgeist porträtiert. Zynisch wie unter datenden New Yorker Stadtmenschen geht es in Truningers Geschichten aber nicht zu und her. Im Gegenteil: Stets ist ihr Blick auf die Freundinnen betont liebevoll. Und männliches Verhalten, wo es überhaupt thematisiert wird, erscheint eher als fremdartig denn als fragwürdig.
«Eine gute Kolumne bringt etwas auf den Punkt, was die Leser aus ihrem Alltag kennen, selbst aber nicht so klar hätten formulieren können», sagt Truninger. Sie habe etwas schreiben wollen, mit dem sich junge Frauen identifizieren können. Ortsbezeichnungen liess sie aus diesem Grund extra weg - dies auch deshalb, um einen provinziellen Beigeschmack zu vermeiden.
Truninger will unterhalten, aber nicht nur. Ihr Erstling soll durchaus auch zum Nachdenken anregen - allerdings nicht auf moralische, sondern auf leichte Art. Es seien denn auch nicht die allerschwersten Themen, die sie behandle, sondern Müsterchen der Alltagsphilosophie. Die Länge der einzelnen Geschichten, maximal zwei Taschenbuchseiten, habe sie bewusst sehr kurz gehalten: «Ich will auch Leute ansprechen, die nicht die grossen Leser sind. Es gibt ja Menschen, die haben Angst vor einem Buch mit 200 Seiten.» Ihre rund 100 Seiten umfassende Geschichtensammlung eigne sich auch gut als Geschenk.
Bereits ist ein nächstes Buchprojekt in Planung, eine einzige, längere Geschichte. «Etwas über den Flughafen» werde es sein, sagt die Autorin, die teilzeitlich als Passagierbegleiterin am Flughafen arbeitet. Um schwerverdaulichen Stoff werde es sich auch diesmal nicht handeln - vielleicht werde die Geschichte etwas weniger heiter ausfallen - dafür etwas träumerischer.
Den aktuellen Geschichtenband kann man als beiläufige Betrachtung der Freundschaft an sich lesen: Rituale, gemeinsame Erinnerungen und geteilte Bewertungen festigen das unsichtbare Band. Der Preis für diese Bindung ist ein gewisser Konformitätsdruck- wer zu private Erinnerungen einbringt, auf welche die anderen nicht zugreifen können, wird von der Gruppe sanft gebremst. So wird nebenbei die freundschaftliche Gratwanderung zwischen individuell und konventionell, das Oszillieren zwischen einer Spur Neid und viel Mitgefühl, spürbar.

«Generation Projekt»
Die Protagonistinnen, so könnte man zudem deuten, sind Vertreterinnen der «Generation Projekt»; in ihren Wohnungen stehen Lebensabschnittsmöbel, (sie schlafen auf dem Bettsofa und träumen von der freistehenden Füsschenbadewanne in der Altbauwohnung); in Job und Privatleben ändert sich alles immer wieder, so wird der Freundeskreis zur wichtigen Konstante.

Schlawiner wurden Amazonen
Der Kreis der Freundinnen, das sei eine Wahlfamilie, sagt Truninger, die sich, sieht man von den Namen ab, in der Schilderung eng an die realen Situationen und Verhältnisse gehalten hat. «Schlawinerinnen-Geschichten», so hätte sie die Kolumnensammlung ursprünglich nennen wollen. Eine Redaktorin der Jugendplattform tink.ch, auf welcher ein Grossteil der Kolumnen zunächst erschienen war, fand das zu harmlos. So wurden schliesslich «Amazonengeschichten» daraus.
«Amazonen, das sind für mich primär unabhängige Frauen», so Truninger. Ganz von den Männern abkoppeln, entsprechend der antiken Vorstellung der Amazone, wolle sich aber keine von ihnen. Vielleicht spiele da sogar ein gewisses Wunschdenken mit: «Ich wäre vielleicht gern noch freiheitsliebender, doch im Grunde meines Herzens bin ich wohl eher ein Beziehungsmensch.»
lUELI ABT

Erschienen am 3.2.2010 im "Landbote"

Dienstag, 6. April 2010

Ein Tagebuch als zweites Selbst

«Kugelbomben und Kaffee». So überschrieb Edith Truninger ihre
Kolumnensammlung, die sie eben veröffentlichte. Die Frauenfelder Autorin scheint das leicht Verschobene zu mögen. Vielleicht weil das Leben dadurch heiterer wird.


Frauenfeld – Jeder Beitrag in Edith Truningers Buch ist ein Puzzleteil, das zu einer Geschichte zwischen fünf Frauen gehört, die sich vor zehn Jahren Freundschaft geschworen haben. Nachzulesen in der letzten Kolumne des Bändchens. Damals liessen sie sich etwas schwärmerisch, etwas überdreht, etwas mädchenhaft das Datum ihrer Abmachung in ihre Ringe eingravieren und versprachen sich, dass sie sich an besagtem Tag im Jahre 2010 wieder treffen werden. Erstaunlicherweise war dieser Schwur nicht in den Wind gesprochen. Die fünf Frauen, alle dieses Jahr 28 Jahre alt, sind sich immer noch in Freundschaft verbunden. Der Sammelband «Kugelbomben und Kaffee» ist eine Art Milieustudie über die Befindlichkeit junger Frauen, von heiter über nachdenklich bis unverblümt. Ein Kompendium, was Frauen umtreibt, wenn sie erwachsen werden müssen. Müssen? Ja. Es scheint, dass die vier Protagonistinnen samt Autorin fürchten, ihre freche Leichtigkeit mit jedem Lebensjahr mehr einzubüssen. Da hilft nur eins: ein strammer Schulterschluss. So nennt denn Edith Truninger sich und ihre Freundinnen «Amazonen», Frauen, die wild, frech und unabhängig dem Leben entgegenschreiten. Ungeschönter Alltag In ihren Kolumnen erzählt sie von realen Erlebnisse mit ihren Freundinnen, denen sie allerdings skurrile Pseudonyme gibt: Eremitin, Kaktusblüte, Römerin und
Lockenkopf. «Im Schreiben erlebe und erfahre ich mich. Schreibend lerne ich mich kennen.» Manchmal verarbeitet sie eine Idee aus ihrem Tagebuch, das in ihre Handtasche gehört wie Lippenpomade und Hausschlüssel. In diesem Ringheft notiert sie, was ihr in die Augen springt, auf die Seele fällt oder sie zum Lachen bringt. Alltag, ungeschönt und unzensuriert, herangewehte Episoden. Das
Tagebuch, so gesteht sie, sei ihr Alter Ego, ihr zweites Selbst. Bis anhin erschienen ihre Kolumnen, durchwegs autobiografische Texte, auf ihrem Blog und im OnlineMagazin für Jugendkultur Tink.ch; zu ihrem Bedauern in keinem Printmedium. Mit ihrem Buch stellt sie sich erstmals ins Schaufenster. Ein wenig fürchtet sich die Autorin vor den Reaktionen der älteren Generation, denn die Artikel reden Klartext über Dinge, über die man früher geschwiegen hat.Ob ihre Kolumnen einen literarischen Anspruch haben, hat sie sich nicht überlegt. «Ziemlich sicher nicht, noch nicht. Auf längere Sicht jedoch möchte ich etwas schreiben – keinen Roman –, das diesem Anspruch genügen könnte.» Die Amazonen werden dann nicht mehr
auftreten. Es wird um die Welt am Flughafen gehen, die sie von ihrer Arbeit als Begleiterin von Kindern, älteren und behinderten Menschen kennt. «Kein autobiografischer Text mehr, sondern Fiktion.» lKATHRIN ZELLWEGER

Erschienen am 8.02.2010 in der "Thurgauer Zeitung"

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edith.truninger(at)gmail.com Copyright für alle Texte bei der Autorin

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...ist für den Schriftsteller immer die beste aller Möglichkeiten. unbekannt

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