Dienstag, 15. Januar 2008

«Peterli» – das verkannte Kraut

Die Petersilie, in Schweizerdeutsch ein bisschen bellend «Peterli» genannt, findet sich auf jedem Teller zwischen Schaffhausen und Bellinzona als Garnitur. «Peterli» ist etwas Urschweizerisches, repräsentativ für die gesamte Hausmannskost. Auf dem Schnitzel, das es zusammen mit Pommes gibt – im Volksmund auch «Schnipo» genannt – darf die Petersilie niemals fehlen. Der grasgrüne Stängel soll als Verzierung dienen, dabei spricht er unser Auge eigentlich überhaupt nicht an. Er ist uns nur lästig. Mit rümpfender Nase schieben wir ihn an den Tellerrand und dort bleibt er dann liegen, bis der Teller wieder abgeräumt wird. Essen? Essen würden wir dieses Unkraut niemals. Ein Fehler, wie ich von meinen Freunden erfahren musste. Denn die unerotische Petersilie hat tatsächlich eine aphroditisierende Wirkung. Ich war regelrecht geschockt, als meine klugen Freunde mich darüber aufklärten. Ausgerechnet Peterli! Chilli – kann ich mir lebhaft vorstellen, auch Nelken oder Senf regen meine Fantasie an, Schokolade oder Kaffee sowieso… aber Peterli? Dieses neue Wissen verändert meine Einstellung gegenüber der Hausmannskost auf geradezu radikale Weise. Ist ihre anregende Wirkung etwa der eigentliche Grund, warum die Petersilie in jeder Gaststätte zur Grundausstattung gehört? Ist Provinz gar nicht Provinz, sondern Stätte aufgeklärten Weltwissens? Und: Muss ich der Petersilie jetzt tatsächlich eine Chance geben? Zumindest in dieser Hinsicht konnte mir eine kleine Recherche im World Wide Web Genugtuung verschaffen. Denn während Zimt und Ingwer die Durchblutung verstärken, wirken Sellerie und Petersilie vor allem auf die männlichen Harnwege, was auch die Geschlechtsorgane reizt. Petersilie ist etwas für Männer. Puh. Zum Glück.

Veröffentlicht im "Stadtanzeiger" vom 15. Januar 2008

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