Dienstag, 15. April 2008

Schweinische Erkenntnisse

Eigentlich findet die Amazone Tiere überhaupt nicht interessant, aber ihre grosse Freude am Essen weist doch eindeutig auf eine gewisse Verwandtschaft mit einem Nutztier hin.

amazonen Kinder finden Tiere faszinierend. Auch viele Erwachsene. Ich gehöre nicht zu ihnen, sondern leide im Gegenteil unter einem besorgniserregenden Fauna-Analphabetismus. (Im Stil von: Schwalbe? Wie sieht schon wieder eine Schwalbe aus?) Jedoch muss auch ich einräumen, dass es unter den Tiergattungen gewisse Sympathieträger gibt. Die Römerin zum Beispiel liebt das Schwein in seiner ganzen Wildheit schon seit Kindertagen. Manchmal träumt sie sogar von Schweinen. «Ich war in einer Guerillagruppe mit einem Schwein», erzählt sie am Wochenende in einer abendlichen Frauenrunde. «Das schreit ja geradezu nach einer starken Symbolik», meine ich. "Vielleicht verheisst es Glück?", mutmasst die Eremitin.

In der Tat: Das Schwein mit seinem dicken Bauch steht bei uns für Glück und Wohlstand. Es steht allerdings auch für Völlerei und Faulheit – zwei Attribute, die Lockenkopf und ich uns durchaus zuschreiben würden. Lockenkopf und ich sind nämlich "Fress-Partnerinnen". Regelmässige Fressorgien gehören zu unserem Ausgeh-Ritual. Gruppenschlemmen ist wunderbar. Ab und zu nimmt es allerdings auch etwas gar extreme Ausmasse an. Im Irish Pub unserer Stadt zum Beispiel: Lockenkopf und ich lehnen am Bistrotischchen und nippen an unserem Getränk. Am selben Tischchen lehnt noch ein anderes Grüppchen, das gerade ein geflechtetes Körbchen voller frittierter Leckereien serviert bekommt. Lockenkopf und ich tauschen neidvoll Blicke. Und während wir unser Gespräch fortführen, wandern unsere Augen immer wieder mal zu dem geflechteten Körbchen mit dem verheissungsvollen Inhalt. Irgendwann flüstert Lockenkopf mir ins Ohr: "Spekulierst du heimlich auch darauf, dass sie nicht alles aufessen?" Und unter Gekicher malen wir uns aus, wie wir zu allen Tischen mit geflechteten Körbchen hingehen und die Resten inklusive Krümel verputzen. "Bald wären wir in der ganzen Stadt als die Restenfresserinnen verschrien!"

Und als wir uns an jenem Abend zum Abschied innig umarmen, gebe ich intuitiv ein paar wohlige Grunzgeräusche von mir. Lockenkopf erwidert den grunzenden Gruss und meint: "Ich glaube, in unserem letzten Leben waren wir zwei Hausschweine. Unser Platz war unter dem Tisch, wo wir geduldig darauf gewartet haben, dass uns das Glück hold ist und uns ein paar leckere Resten zufallen lässt!"

Siehe auch: tink.ch

OUT NOW: KUGELBOMBEN UND KAFFEE bestellbar unter buchstabenbazaar@gmail.com

Kugelbombenu-Kaffee_cover

IMPRESSUM

edith.truninger(at)gmail.com Copyright für alle Texte bei der Autorin

Schreiben...

...ist für den Schriftsteller immer die beste aller Möglichkeiten. unbekannt

AKTUELLE BEITRÄGE

Nice website
Nice website
shanayabindra - 23. Mai, 09:13
Ich hatte auch schon...
Ich hatte auch schon einige erste Dates, die nichts...
Jan (Gast) - 31. Dez, 15:13
Neue Website
Please visit my new website under www.edithtruninger.ch
Eduschka - 18. Aug, 20:35
Oh ja... Ich habe eine...
Oh ja... Ich habe eine vierwöchige Reise durch Indien...
Jan Rojenfeld - 15. Aug, 13:51
Revolution
Mein Zuckerwattenverkäufer Neug ier ist eine gute Eigenschaft....
Eduschka - 25. Mai, 12:23
Being 28
Wellen. Brandung. Rückzug Kurz nach dem 11. September...
Eduschka - 25. Mai, 10:40
Besser leben mit...
Frühstück bei Tiffany (Truman Capote) Montauk (Max...
Eduschka - 18. Mai, 14:12
Unser Schleudersitz
Das Leben ist so kostbar. Machen wir etwas draus! Verbringen...
Eduschka - 18. Mai, 14:04

LESE GERADE


Chalid al-Chamissi
Im Taxi: Unterwegs in Kairo

SUCHE

 

About
AMAZONEN-GESCHICHTEN
Besser leben
Betrachtungen
Bsundrigi Ort
Dialog
Essays
Exkursionen in die Tierwelt
Frauen & Männer
Global Ice Cream
Himmel & Meer
Indischer Alltag
Jugend & Alter
Lyrik
Miniaturen
Pantoffelheldin
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren