Randolph...

Eines Tages hatte er ein paar Kleider in einen brauen Lederkoffer gepackt, das elterliche Haus ohne Abschiedsgruss verlassen und den nächsten Zug nach Triest bestiegen. Er war entschlossen, die Welt zu sehen, Erfahrungen zu sammeln, er wollte alles Neue und Fremdartige in sich aufsaugen, ja er wollte LEBEN! Die erste Ernüchterung nach seiner Ankunft in Triest liess nicht lange auf sich warten. Fremde Zungen redeten auf ihn ein, er verstand kein Wort, es war backofenglutheiss und die Gassen stanken zum Himmel. Und erst der Hafen! Der Hafen von Triest war ein Hort von Frivolitäten und Exzessen. Randolph, eben erst der Provinz entkommen, schaute ungläubig dem wilden Treiben am Hafen zu. Waren wurden ein- und ausgeladen, exotische Tiere wie Papageien oder Schlangen standen auf dem Schwarzmarkt zum Verkauf, bärtige Matrosen versoffen ihre Heuer in nur einem Abend, Huren bezirzten die willigen Rückkehrer, die mit müden Augen und schwankendem Schritt durch die Hafengässchen wankten. Die Matrosen schienen ein Volk von Gefallenen zu sein, und Randolph befand sich mitten unter ihnen. Klamm wurde ihm ums Herz. Sein Vater hätte ihn geradewegs enterbt, hätte er ihn unter dieser Meute gewusst. Randolph konnte sich gerade noch ein kleines, schäbiges Zimmerchen in einer heruntergekommenen Pension leisten. Durch das kleine Fenster hatte er Blick auf den Golf von Triest und den grenzenlosen Horizont. Heimweh packte ihn, Heimweh nach dem Vertrauten und dem Gefühl, die Kontrolle über sich und sein Leben zu haben. In den Kleidern legte er sich aufs Bett und fiel sofort in einen tiefen Schlummer, die Natur forderte ihr Recht, trotz des Kummers in seinem Herzen. Besser ging es ihm erst, als er ein paar Tage darauf Heinrich kennen lernte. Heinrich war Deutscher und ging schon seit zwanzig Jahren zu See. Heinrich lehrte Randolph alles, was man über das Matrosenleben wissen musste.

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