Mit Randolph durch den Advent
Randolph ging an die Bar, um sich etwas zu erholen. Eine junge Iranerin mit einem blumenbedruckten Kopftuch setzte sich neben ihn und zog eine Zigarre aus der winzigen Handtasche. «Jeder Frau ihre Romeo&Juliet», sagte sie und machte sich daran, die Zigarre zu entzünden. Sie schmauchte genussvoll und taxierte ihn dabei eindringlich mit ihrem Blick. «Du bist mit Agmal hier, nicht wahr?» Randolph bejahte. «Wir haben uns vor einer Stunde am Flughafen kennen gelernt.» - «Und was führt dich in den Iran?» - «Kulturelles Interesse», sagte Randolph schnell. Die fremde Zigarrenraucherin wedelte mit ihren rot lackierten Fingernägeln, um die Glut zu erhalten und seufzte resigniert. «Schätzchen, dafür bist du hier am falschen Ort.» Ihr Kopftuch war ihr auf die Schultern gerutscht, doch sie liess es gewähren. «Die kulturellen Reichtümer werden dem Verfall ausgeliefert. Alles, wofür sich die Regierung interessiert, ist, uns am Denken zu hindern.» - «Und – denkst du trotzdem?», wagte Randolph zu fragen. «Ich muss. Es wäre fahrlässig, es nicht zu tun», sagte die Iranerin und drückte die halb gerauchte Zigarre im Aschenbecher aus. Sie rutschte vom Barhocker. «Doch das gefällt hier nicht allen. Nimm dich in Acht, es gibt immer wieder Razzien bei solchen illegalen Versammlungen», sagte sie noch. Dann war sie weg. Randolph wurde es mulmig und er beschloss, dass es vielleicht doch keine so gute Idee gewesen war, in den Iran zu kommen. «Ein heisses Pflaster, dieses Iran», liess er Elaine per sms wissen. Als er aufblickte, schaute er geradewegs in den Lauf einer Pistole.
Eduschka - 18. Dez, 09:44