Ein Tagebuch als zweites Selbst
«Kugelbomben und Kaffee». So überschrieb Edith Truninger ihre
Kolumnensammlung, die sie eben veröffentlichte. Die Frauenfelder Autorin scheint das leicht Verschobene zu mögen. Vielleicht weil das Leben dadurch heiterer wird.
Frauenfeld – Jeder Beitrag in Edith Truningers Buch ist ein Puzzleteil, das zu einer Geschichte zwischen fünf Frauen gehört, die sich vor zehn Jahren Freundschaft geschworen haben. Nachzulesen in der letzten Kolumne des Bändchens. Damals liessen sie sich etwas schwärmerisch, etwas überdreht, etwas mädchenhaft das Datum ihrer Abmachung in ihre Ringe eingravieren und versprachen sich, dass sie sich an besagtem Tag im Jahre 2010 wieder treffen werden. Erstaunlicherweise war dieser Schwur nicht in den Wind gesprochen. Die fünf Frauen, alle dieses Jahr 28 Jahre alt, sind sich immer noch in Freundschaft verbunden. Der Sammelband «Kugelbomben und Kaffee» ist eine Art Milieustudie über die Befindlichkeit junger Frauen, von heiter über nachdenklich bis unverblümt. Ein Kompendium, was Frauen umtreibt, wenn sie erwachsen werden müssen. Müssen? Ja. Es scheint, dass die vier Protagonistinnen samt Autorin fürchten, ihre freche Leichtigkeit mit jedem Lebensjahr mehr einzubüssen. Da hilft nur eins: ein strammer Schulterschluss. So nennt denn Edith Truninger sich und ihre Freundinnen «Amazonen», Frauen, die wild, frech und unabhängig dem Leben entgegenschreiten. Ungeschönter Alltag In ihren Kolumnen erzählt sie von realen Erlebnisse mit ihren Freundinnen, denen sie allerdings skurrile Pseudonyme gibt: Eremitin, Kaktusblüte, Römerin und
Lockenkopf. «Im Schreiben erlebe und erfahre ich mich. Schreibend lerne ich mich kennen.» Manchmal verarbeitet sie eine Idee aus ihrem Tagebuch, das in ihre Handtasche gehört wie Lippenpomade und Hausschlüssel. In diesem Ringheft notiert sie, was ihr in die Augen springt, auf die Seele fällt oder sie zum Lachen bringt. Alltag, ungeschönt und unzensuriert, herangewehte Episoden. Das
Tagebuch, so gesteht sie, sei ihr Alter Ego, ihr zweites Selbst. Bis anhin erschienen ihre Kolumnen, durchwegs autobiografische Texte, auf ihrem Blog und im OnlineMagazin für Jugendkultur Tink.ch; zu ihrem Bedauern in keinem Printmedium. Mit ihrem Buch stellt sie sich erstmals ins Schaufenster. Ein wenig fürchtet sich die Autorin vor den Reaktionen der älteren Generation, denn die Artikel reden Klartext über Dinge, über die man früher geschwiegen hat.Ob ihre Kolumnen einen literarischen Anspruch haben, hat sie sich nicht überlegt. «Ziemlich sicher nicht, noch nicht. Auf längere Sicht jedoch möchte ich etwas schreiben – keinen Roman –, das diesem Anspruch genügen könnte.» Die Amazonen werden dann nicht mehr
auftreten. Es wird um die Welt am Flughafen gehen, die sie von ihrer Arbeit als Begleiterin von Kindern, älteren und behinderten Menschen kennt. «Kein autobiografischer Text mehr, sondern Fiktion.» lKATHRIN ZELLWEGER
Erschienen am 8.02.2010 in der "Thurgauer Zeitung"
Kolumnensammlung, die sie eben veröffentlichte. Die Frauenfelder Autorin scheint das leicht Verschobene zu mögen. Vielleicht weil das Leben dadurch heiterer wird.
Frauenfeld – Jeder Beitrag in Edith Truningers Buch ist ein Puzzleteil, das zu einer Geschichte zwischen fünf Frauen gehört, die sich vor zehn Jahren Freundschaft geschworen haben. Nachzulesen in der letzten Kolumne des Bändchens. Damals liessen sie sich etwas schwärmerisch, etwas überdreht, etwas mädchenhaft das Datum ihrer Abmachung in ihre Ringe eingravieren und versprachen sich, dass sie sich an besagtem Tag im Jahre 2010 wieder treffen werden. Erstaunlicherweise war dieser Schwur nicht in den Wind gesprochen. Die fünf Frauen, alle dieses Jahr 28 Jahre alt, sind sich immer noch in Freundschaft verbunden. Der Sammelband «Kugelbomben und Kaffee» ist eine Art Milieustudie über die Befindlichkeit junger Frauen, von heiter über nachdenklich bis unverblümt. Ein Kompendium, was Frauen umtreibt, wenn sie erwachsen werden müssen. Müssen? Ja. Es scheint, dass die vier Protagonistinnen samt Autorin fürchten, ihre freche Leichtigkeit mit jedem Lebensjahr mehr einzubüssen. Da hilft nur eins: ein strammer Schulterschluss. So nennt denn Edith Truninger sich und ihre Freundinnen «Amazonen», Frauen, die wild, frech und unabhängig dem Leben entgegenschreiten. Ungeschönter Alltag In ihren Kolumnen erzählt sie von realen Erlebnisse mit ihren Freundinnen, denen sie allerdings skurrile Pseudonyme gibt: Eremitin, Kaktusblüte, Römerin und
Lockenkopf. «Im Schreiben erlebe und erfahre ich mich. Schreibend lerne ich mich kennen.» Manchmal verarbeitet sie eine Idee aus ihrem Tagebuch, das in ihre Handtasche gehört wie Lippenpomade und Hausschlüssel. In diesem Ringheft notiert sie, was ihr in die Augen springt, auf die Seele fällt oder sie zum Lachen bringt. Alltag, ungeschönt und unzensuriert, herangewehte Episoden. Das
Tagebuch, so gesteht sie, sei ihr Alter Ego, ihr zweites Selbst. Bis anhin erschienen ihre Kolumnen, durchwegs autobiografische Texte, auf ihrem Blog und im OnlineMagazin für Jugendkultur Tink.ch; zu ihrem Bedauern in keinem Printmedium. Mit ihrem Buch stellt sie sich erstmals ins Schaufenster. Ein wenig fürchtet sich die Autorin vor den Reaktionen der älteren Generation, denn die Artikel reden Klartext über Dinge, über die man früher geschwiegen hat.Ob ihre Kolumnen einen literarischen Anspruch haben, hat sie sich nicht überlegt. «Ziemlich sicher nicht, noch nicht. Auf längere Sicht jedoch möchte ich etwas schreiben – keinen Roman –, das diesem Anspruch genügen könnte.» Die Amazonen werden dann nicht mehr
auftreten. Es wird um die Welt am Flughafen gehen, die sie von ihrer Arbeit als Begleiterin von Kindern, älteren und behinderten Menschen kennt. «Kein autobiografischer Text mehr, sondern Fiktion.» lKATHRIN ZELLWEGER
Erschienen am 8.02.2010 in der "Thurgauer Zeitung"
Eduschka - 6. Apr, 16:44