Ich bin Buddha

Lockenkopfs Freund machte – lange ist's her – was ich einen karmischen Tauschhandel nennen würde. Sein geliebtes Fahrrad wurde ihm von Diebeshand genommen, doch dafür wurde ihm Lockenkopf geschenkt. Was ist schon ein jämmerliches Fahrrad im Tausch gegen so ein Superweib! Nehmt mein letztes Hemd; nehmt den Teller, von dem ich esse, wenn ich zum Tausch die um zehn Jahre verjüngte Ausgabe von George Clooney bekomme. Die Geschichte ging so: Just in dem Moment, als er entdecken musste, dass sein Rad weg ist, stand sie vor ihm, engelsgleich. Retterin des Lichts. Doch wenn MEIN Velo geklaut wird, passiert wieder mal überhaupt nichts dergleichen. Kein Paukenschlag des Himmels, kein poseidonisches Donnergrollen. Es passiert nichts, ausser, dass ich um eines meiner kargen Besitzümer erleichtert bin. Wer schert sich schon darum, sage ich mir, ich bin BUDDHA, ich weise nichts zurück, heisse alles willkommen. Die inneren Prozesse sind es, die bedeutsam sind. ICH BIN INNERLICH REICH. Und so, um mein geliebtes Velo ärmer und immer noch so single wie eh und je, stehe ich mir nun an der Bushaltestelle die Füsse platt.
Oder passiert doch etwas? Geben wir Besitztümer her, damit wir eine Lernaufgabe erfüllen können? Nichts passiert ohne Grund, daran glaube ich tatsächlich, und dieses höhere «Etwas» hat alle Hände voll zu tun, uns dort hinzuführen, wo wir letztendlich hingehören. Und dann muss ich an die Römerin denken, die von einer Japanreise heimgekommen ist und erzählt hat, in Japan sei es nicht nötig, sein Fahrrad abzuschliessen. «Das Paradies!», schreit mein altes Ich. «Die armen Japaner», denkt hingegen mein brandneues buddaähnliches Selbst, «können weder karmische Tauschhandel angeboten bekommen noch etwas lernen noch wirklich BUDDHA sein.» Danke, Fahrradklauer, dass du mich herausforderst. Buddha wird's dir danken.
Eduschka - 26. Okt, 20:16
Das mit dem Frausein ist so eine Sache. Auf unserem Weg zur vollkommenen Sinnlichkeit werden uns immer wieder Fallen gestellt. Die sieben Zentimeter beispielsweise. Ab sieben Zentimeter sind High Heels nämlich offiziell High Heels. In Stöckelschuhen fühlen sich Frauen selbstbewusst und weiblich. Weil Frauen auf hohen Schuhen durch die Landschaft schaukeln, jedem Kanaldeckel ausweichen und dabei immer noch souverän lächeln sollten, sind sie manchmal ganz froh, ab und an einen Mann an ihrer Seite zu wissen, an dessen Arm sie sich ein wenig unterhaken können. High Heels scheinen nie eine falsche Wahl zu sein, auch nicht auf einer schneebedeckten Strasse in einem Schweizer Wintersportort. Die Szene, dessen Zeuginnen wir Amazonen in jener Neujahrsnacht werden: Zwei Liebespaare stehen am Strassenrand und warten auf ein Taxi, die Damen sind zurechtgemacht und tragen doch tatsächlich...High Heels. Wir schauen ungläubig, so viel Dummheit macht sogar uns sprachlos. «Diese Frauen können heute Abend tatsächlich keinen einzigen Schritt alleine tun», sage ich in das Schweigen hinein. Die Römerin antwortet: «Die haben dänk VIP-Eintritte in einen angesagten Club. Die müssen heute gar nicht mehr auf die Strasse. Nicht so wie wir, die in der Silversternacht um elf immer noch um die Häuser ziehen und nicht wissen, in welche Säuferbar es uns dieses Mal verschlagen wird.» Wo sie Recht hat, hat sie Recht. 
