Weibsgeschichten

Dienstag, 24. August 2010

Weibsgeschichten - keck, ironisch, hundsgemein

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Im Bistro Dimensione Winterthur liest Edita Truninger (Winterthur) zusammen mit Sabine Eva Rädisch (Regensburg, D) Erzählungen aus dem weiblichen Blickwinkel. Mit einem harmlosen Kaffeekränzchen haben diese allerdings nicht viel zu tun, denn: Bei den Weibsgeschichten geht es durchaus handfest zu. Da wird erzählt von Zwängen und Leidenschaften, tattoo-geschmückten Hinterteilen und weiblicher Lust – und der List, wie sie IHN wohl am besten um die Ecke bringt. Facettenreich und bunt, mit garantiert lachfaltenverstärkender Wirkung.

Eintritt frei - Kollekte

«Weibsgeschichten! Keck, ironisch, hundsgemein»
19. September, 19 Uhr
Bistro Dimensione Winterthur

Donnerstag, 5. August 2010

Weibsgeschichten I

«Weibsgeschichten» könnten manchmal unterschiedlicher nicht sein. Das habe ich in jenem Sommer erlebt, als ich bei einem Partyservice aushalf. Ich hatte es mir immer toll vorgestellt, an Hochzeiten für die Verköstigung der Gäste zuständig zu sein, weil ich generell viel übrig habe für Partys und Feste, vor allem dann, wenn sie rauschend sind, und das sind Hochzeiten ja meistens. Mein Einstand als Partyservice-Kellnerin an einer Hochzeit war also lange herbeigesehnt. Ich weiss noch genau, es war der 7.7.2007, ein beliebtes Hochzeitsdatum, und ich stand in meiner frisch gestärkten Schürze hinter dem Apéro-Tisch, bereit, den Gästen mit dem Prosecco aufzuwarten. Die vergangenen Stunden waren an Turbulenzen kaum zu überbieten gewesen. Am Nachmittag hatte sich mein Freund von mir getrennt, ich stand, wenn nicht vor dem Nichts, so doch wenigstens vor einer neuen Identität, einem neuen Lebensabschnitt und hatte keine Zeit gehabt, das auch nur annähernd für mich zu verarbeiten. Ich war mit dem Rad den Weinberg hinaufgekeucht, wo die Hochzeitsfeier stattfinden sollte, noch ganz ausser Atem wurde ich vom Anblick des stilvollen Décors überwältigt, wo sich ein weisses Zelt an den Rebberg schmiegte, zusammen mit einem von Sonnenblumen umrankten Triumphbogen für das Hochzeitspaar. Das war der Tag meiner Trennung, und für jemand anderes war es der Tag der Vereinigung.

Ich stand also da, sah die Braut und den Bräutigam einer Kutsche entsteigen, sah die Braut gemessenen Schrittes auf mich zukommen, und je näher sie kam, desto genauer erkannte ich ihr Gesicht und desto deutlicher dämmerte mir, dass ich diese Frau kannte. Es war eine alte Schulfreundin von mir, mit der ich drei Jahre die Schulbank gedrückt hatte! Mir fiel die Kinnlade herunter, genauso wie ihr, und darauf folgte eine stürmische Umarmung. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte. Hier stand ich also, vor einer gescheiterten Beziehung, hatte weder Geld noch einen richtigen Job, währenddessen meine Schulfreundin in diesem Traum aus Tüll steckte und bereit war, sich zu binden, einem Mann ihr «Ja-Wort» zu geben. Bis dass der Tod Euch scheidet. Was für ein Kontrastprogramm.

Doch ich mag diese Geschichte, gerade weil sie so kontrastreich ist. Denn Kontraste bedeuten auch immer ein Maximum an Gefühl. Es war offensichtlich: Wir standen an zwei völlig konträren Punkten in unserem Leben. Chaotisch, wild und unberechenbar der eine, gesittet, ordentlich und durchdacht der andere. Dass ich mangels Besteck zu mir nach Hause beordert wurde, um gabel- und messertechnisch für Nachschub zu sorgen, weiss die Schulfreundin bis heute nicht. Ihr Hochzeitsmahl hat sie unwissentlich mit einer aus dem Chaos geborenen Gabel zu sich genommen. Ich gehe jetzt mal davon aus, dass das kein schlechtes Omen gewesen sein kann.

Dienstag, 2. Dezember 2008

Baden wie die Römer

Bereits Wochen zuvor hatte ich mich darauf gefreut: Ein Wellness-Tag in Morschach mit meiner Mutter, meiner Tante und meiner Cousine. Also ein richtiger Weiber-Verwöhn-Tag! Mutter und Tochter im Zug: Wir sitzen neben einem Pater. Er trägt Sandalen mit dicken Socken. Und das im Winter. Später fahren wir an einem winzigen Inselchen im Zugersee vorbei. «Da schwimmen sie im Sommer sicher raus», sagt meine Mutter, die nie schwimmen gelernt hat.

Ankunft in Brunnen, wo Tante und Cousine warten. Mit dem Auto nach Morschach. Ich kenne niemand, der so burschikos Auto fährt wie meine Tante. Irgendwie hat das richtig Stil. Pipi Langstrumpf würde genau so fahren. Der Pipi-Langstrumpf-Stil.

Im Swiss Holiday Park: Ein leicht verwirrter Herr bedient uns an der Kasse. Ich brauche nicht zu bezahlen, weil ich einen Gutschein gewonnen habe. Drei Lose an der Tombola, das ist die Faustregel. Gewisse Dinge im Leben sollte man beibehalten und niemals ändern. Da bin ich pragmatisch.

Ab und hinein ins Reich des Wassers und des Dampfes! Vier Frauen liegen im «Erlebnisbad» auf der Sprudelmatratze und vergleichen ihre Füsse. Wir lachen über die zwei völlig unterschiedlichen Füsse meiner Tante. Die Natur ist wunderbar.

Nach einem kleinen Imbiss im «Erlebnisbad» geht es auf Erkundungstour des römisch-irischen Bades. Baden wie die Römer? Was das wohl sein mag? Eine Informationstafel klärt auf: Im römischen Stil badet man in behaglicher warm-trockener Luft. Der irische Brauch hingegen beruht auf einem anregenden Dampfbad.

Die einzelnen Kabäuschen tragen lustige Namen wie Tepidarium. Im Tepidarium hätten die Römer anregend diskutiert, steht auf einem Schild. «Eine nette Idee, diese alte Kultur wieder aufleben zu lassen», denke ich. Doch die Zeiten der Römer scheinen passé zu sein. Im Tepidarium ist das Plaudern nur im Flüsterton genehm. Unsere Mitteilungsfreude wird etwas getrübt. Ein älterer Herr lehnt sich zurück an die Steinwand und schreckt auf. Die ist heiss! Ich lächle ihn an, er lächelt zurück. Es gibt tatsächlich Leute, die einem sogar halbnackt sympathisch sind.

Die irischen Dampfbäder lasse ich aus, von Dampfbädern war ich noch nie besonders angetan. Dafür macht das Sole-Sprudelbad Spass. Auch hier wieder: «Das ist eine Ruhezone!», die mahnende Stimme der Aufsicht. Dabei hätten wir uns doch so viel zu erzählen! Das Highlight ist die Infrarot-Sauna. Infrarot klingt zwar gefährlich, soll aber gesund sein für die Haut – in ganz kleinen Dosen, natürlich. Die Wärme ist angenehm, die elektrischen Öfen an den Wänden versprühen Charme, ausserdem hat sich fast niemand hierher verirrt. Endlich Gelegenheit zum Reden! Nach einem Apfel geht es dann in den Ruheraum, wo man sich auf Liegen in dicke Wolldecken einmummelt. Herrlich! Ich döse friedlich vor mich hin.

Auf dem Heimweg fahren wir die Achsenstrasse entlang. «Schade, dass es schon dunkel ist und ihr nichts sehen könnt», sagen die zwei Innerschweizerinnnen. Die in den Fels gehauene Strasse muss imposant sein. Mir zuliebe machen wir noch einen Abstecher nach Altdorf. Ich will das Tell-Denkmal sehen. Es ist riesig. «Schau mal, wie der Junge zu seinem Vater aufschaut», sagt meine Mutter, als wir vor dem Denkmal stehen. Auch mich beeindruckt das Denkmal, das im Dunkeln in die Höhe ragt. Vielleicht fasziniert es mich, weil es schon ungeheuer lange so dasteht. Eine Zeitreise von den Römern zum Tell. Über die Badekultur der Römer weiss ich seit heute zumindest ein bisschen etwas. Vor meinem inneren Auge taucht ein Bild auf von einem Trauben schlemmenden Römer auf einer Liege. Die Römer haben nicht an Tischen, sondern auf Liegen gegessen. Wann wird die römische Esskultur wieder zum Leben erweckt? Darauf freue ich mich.

Dienstag, 8. Januar 2008

Neue Wege zur Sinnlichkeit

Das mit dem Frausein ist so eine Sache. Auf unserem Weg zur vollkommenen Sinnlichkeit werden uns immer wieder Fallen eingebaut. Die sieben Zentimeter beispielsweise. Sieben Zentimeter? Ab sieben Zentimeter sind High Heels nämlich High Heels. In Stöckelschuhen fühlen sich Frauen selbstbewusst und weiblich. Es gibt ihnen ein Gefühl von Erhabenheit. Das Problem dabei ist nur, dass die Bodenhaftung verloren geht. Jeder Pflastersteinplatz wird zum Spiessrutenlauf. Wenigstens eine gute Vorbereitung fürs Altwerden. Doch wofür geben wir unsere Bodenhaftung her? Damit wir uns erhaben, selbstbewusst und weiblich fühlen! Das Dilemma geht aber noch weiter. Weil einer Frau auf den hohen Schuhen durch die Landschaft schaukelt, jedem Tollendeckel ausweicht und dabei immer noch souverän lächeln soll, ist sie manchmal froh, ab und an ein Mann an ihrer Seite zu wissen, an dessen Arm sie sich ein wenig unterhaken kann. An seiner Seite kann sie sich eine Verschnaufpause gönnen. Was für eine Erleichterung. Was für eine Ironie.

Mit High Heels im Schnee

Es ist tatsächlich wahr, ich habe es mit eigenen Augen gesehen: Es ist Winter. Wir befinden uns in einem Wintersportort auf 1500 Metern über Meer in der Silvesternacht. Und da stehen zwei Pärchen am Taxistand. Schnee liegt auf der Strasse. Und die Damen tragen High Heels. So viel Dummheit fasziniert mich. «Diese Frauen können heute Abend tatsächlich keinen einzigen Schritt alleine tun», sage ich in das betretene Schweigen hinein. Meine Freundin antwortet: «Die haben dänk VIP-Eintritte in einem angesagten Club. Die muss heute gar nicht mehr auf die Strasse. Nicht so wie wir, die in der Silvesternacht um elf immer noch um die Häuser ziehen und nicht wissen, in welche Säuferbar es uns dieses Mal verschlagen wird.» Wo sie Recht hat, hat sie Recht. Und dennoch: Solange meine zwei Füsse mich noch tragen, möchte ich bei Bedarf von der Möglichkeit zu FLIEHEN, Gebrauch machen.
Renn, Baby, renn!!

Mein neuer Taschenvibrator und ich

Ich habe mir in der Neujahrsnacht einen Taschenvibrator aus dem Automaten gelassen. Auf ein vibrierendes 2008! Es war meine Premiere. Die Mission nahm einige Zeit in Anspruch. Und das ging so: Als ich den Automaten in der Säuferbar anpeilte, standen da bereits zwei Frauen, die sich angeregt unterhielten. Direkt beim Automaten. Ich dachte bereits daran, meine Mission auf später zu verschieben, weil ich mich ein klitzekleines bisschen genierte. Doch dann nahm ich mir vor, zu meinem Bedürfnis zu stehen. ICH KAUFE MIR HEUTE NACHT EINEN VIBRATOR. Ich fütterte den Automaten mit zwei Fünflibern, als ich bemerkte, dass diese Automaten kein Rückgeld geben. Anstatt der acht Franken zahlte ich also deren zehn. Aber was soll’s, schliesslich ist heute Silvester und vielleicht ist meine Neuanschaffung ja eine echte Investition, dachte ich. Mit grösster Sorgfalt wählte ich die richtige Taste, schliesslich wollte ich kein Kondom, ich wollte einen TOY BOY. Die zwei Frauen, die sich nun über meinen Kopf hinweg unterhalten mussten, schienen mich gar nicht zu bemerken. Munter plapperten sie weiter. Und gerade, als ich das Päckchen aus dem Fach nehmen und verduften wollte, kam eine junge Frau die Treppe hinunter und verkündete lautstark: «Dä muess huere geil si, mini Fründin hät dä glich!»
Es war eine meiner aufregenderen Silvesternächte.

Donnerstag, 21. Juni 2007

Die Kraft der Tränen: Ein Plädoyer fürs Weinen

Abermillionen von Tränen habe ich schon geweint in meinem Leben! Nicht, dass mein Leben bisher besonders tragisch verlaufen wäre - aber gibt es nicht bei jedem Einzelnen von uns so vieles zu beweinen? Das Sterben einer Idee, die sich nicht in die Tat umsetzen lässt, Erwartungen, die sich nicht erfüllen, liebe Menschen, die sich einem entfremden….jeder dieser Vorfälle fühlt sich in unserer Innenwelt an wie ein kleiner Tod. Und die deutlichste Sprache, derer unsere Seele mächtig ist, sind Tränen. Tränen: ein Gemisch aus Salz, Wasser, Eiweiss und Fett. Bis zu 80 Liter Tränen vergisst ein Mensch durchschnittlich in seinem Leben - eine ganze Badewanne voll. Das macht vier Millionen Tränen für jeden von uns.

Weinen ist in einem Menschenleben sozusagen konstitutiv, denn es ist die erste Aktivität eines jeden Neugeborenen. Auf dieser Welt ist wohl noch kein Baby lebendig zur Welt gekommen, das nicht geweint hätte. Man kann das jetzt pessimistisch sehen und sagen: Wir weinen von Stunden null an, aber das Lachen lernen wir erst mit drei Monaten. Man kann es aber auch umdrehen und sagen: Weinen ist das erste Zeichen für unsere Lebendigkeit. Ein Baby, das nicht weint, ist tot geboren. Tränen sind das Symbol für unsere Lebenskraft und unser Lebenswillen. Denn: wer weinen kann, ist seelisch gesund. Der Volksmund sagt: «Lachen ist gesund», doch weinen muss noch viel gesünder sein. Es reinigt innerlich und äusserlich, ein Waschgang inklusive Schleuderprogramm.
Mit den Tränen wird Stress abgebaut, man fühlt sich leichter, geläutert aber wieder auf dem Weg zurück ins Leben. Nicht geweinte Tränen jedoch bilden einen grossen Klumpen in der Herzgegend.

Im gesellschaftlichen Kontext gilt weinen als Schwäche, als ein Eingeständnis von Hilflosigkeit. Doch wenn man genauer hinschaut, werden mit weinen unglaublich viel Kräfte frei gesetzt.
Der magische Moment ergibt nach dem Weinen, wenn die Abstände zwischen den Schluchzern grösser werden und die Tränen langsam verebben. Die Anstrengung des Weinens verursacht körperliche Erschöpfung, gleichzeitig wird man aufmerksam auf das, was da tief in seinem Innern gerade neu geboren wird. Die extreme Körperwahrnehmung des Weinens hat einen wachsam werden lassen auf die eigenen Empfindungen. Das hilft, die einzelnen Gefühlsstränge voneinander zu unterscheiden. Es ist die innere Kraft, die sich plötzlich ganz deutlich von den anderen Gefühlsfetzen abzuheben beginnt. Plötzlich fühlt man sich selbst ganz nah. Und unglaublich stark, von innen her.

Es gehört zu einer Frau, sich zu erneuern wie sich eine Schlange häutet. Biologisch gesehen macht sie es jeden Monat mit ihrer Periode. Auch das Einkaufen ist eine Art, sich selbst neu erfinden. Dasselbe Prinzip gilt auch fürs Weinen: Nach einem Weinkrampf ist die Welt eine andere. Man macht sich leer, um sich zu erneuern. Nach der Läuterung folgt die Rückbesinnung auf die Kraft der inneren Stärke. Das – und nur das – macht das Weinen zu einem weiblichen Attribut.

19.05.2007

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